Taibo Bati �ber die Kunst Peter Schneider-Rabels

 

 

 

 

 

 

Der bildenden Kunst k�nnen wir uns von unz�hligen Seiten n�hern. Ob sie �ber sich selbst lachen kann? Sie kann. PSR allerdings lacht mit seinen Bildern �ber diese Reihe der Ann�herungen auf eine Weise, dass er sich richtig auf die Schenkel schl�gt, l�rmend und gro�e Energien entfesselnd, die er in die Freiheit entl�sst und wie ein seltsamer Techniker, sie nicht einbaut, sondern vor der Gefahr, eingebaut zu werden, bewahrt.
      Sie konnten es beobachten, oder?
      Auf Schritt und Tritt versieht er den Rand mit Messeinheiten, mit dazu geh�renden Messger�ten, er fuchtelt mit ihnen und schwenkt sie, wie ein externes Wissen, das auftreten m�chte, wie gar eine Fahne auf der feierlichen Parade. Doch diese Parade marschiert in solch ungeordneten Reihen, dass es keinen Zweifel daran geben kann: das passiert, nachdem das Wort: "oszolj!" = "abtreten!, zersetzteuch!" gesagt worden ist. Das hat aber PSR ausgesprochen, mit gro�er, gro�er Kaltbl�tigkeit. Auf das "oszolj!" trat die Aufl�sung ein, also das Sterben, der Tod, der Zerfall der Ordnung, bzw. der in die Ordnung gesetzter Illusion; die Verwesung der Systematisierbarkeit, der Systemzitierbarkeit. Wir k�nnen davon Zeuge sein, mit etwas langen Gesichtern, denn diese Aufl�sung ist mit Energiegewinn verbunden, mit ma�loser Ausweitung, mit Riss, mit der Erhitzung von Gasen zu Antriebskraft, mit der zuf�lligerweise schon nicht mehr messbaren, die Sonnenprotuberanz weit �berstrahlenden Fragmentisierung - hin zum Einen: Der Feier.
      Wir k�nnen aber auch Zeugen dessen sein, wie der schwarze Humorist l�chelt, er, der sich dar�ber im Klaren ist, dass man Dekonstruktionen solcher Art nicht gern hat; er baut nicht ein System ab, die Methode dabei systematisierend, sondern entl�sst alle eingeschlossenen Tiere im Garten ins Freie.
      Deshalb wollte man die vorw�rts treibende, expandierende Ausgedehntheit dieser pl�tzlich einsetzenden Dekonstruktion, denn darum handelt es sich, messen, und wie gut es ist, dar�ber zu lachen, man wollte sie ableiten, wollte sie sogar ausrechnen, und die Dekonstruktion erweist sich mit lebensbedrohtem Arsch erst recht als kreative Kraft: Es handelt sich um einen physischen Prozess, das Sonnensystem weitet sich aus.
Nur ist diese Ausweitung unermesslich, da schon das Ganze hinter ihr aufweltet, was die Integration der Aufl�sung im Visier hat, bzw. der Ruf zu ihrer Evokation ist.
      Das Sterben, der Verfall als endlose Kraftquelle ist kein Gegenteil vom Leben.
      Dass man das Sterben, seinen gro�en Widersacher z�hmen wollte, vorhatte, dem in Zahlen Ausdruck zu verleihen, dass er doch messbar sei, dar�ber lachen wir mit PSR, w�hrend wir die Ger�te des angeblichen Lebens zum Herummessen sehen, die da meinen, das Sterben k�nne verst�ndlich durchweg verfolgt werden, es sei innerhalb des Rahmens der Beweisbarkeit.
      Nein, es gibt keine Beweisbarkeit. Die Meterma�e in den Bildern weisen mit ihrem Augenzwinkern daraufhin, als sie sich schnarrend selbst vorstellen (wo sie denn erscheinen).
      Schauen wir nun: Dort, wo der Tod, dieser Prozess, zur Ordnung gekommen ist, bekommen wir ein einheitliches Standbild, wo nat�rlich alles in Bewegung ist. Doch da man uns dazu konditioniert hat, in den messbaren, aber mit zur Blackbox des sozialen Umfeldes geh�renden, besorgniserregend zugekachelten stofflichen Medien, dass wir das Verh�ltnis zwischen Zahlreich und Ein-Sein nicht bei Bewusstheit vom Ganzen erblickten, sehen wir nur, das Bild, die Darstellung, ist dicht und interessant. Wir k�nnten das Verh�ltnis auf unsere gebildete Art verstehen k�nnen. Aber umsonst. Die Bilder stellen keinen sich selbst einen Kern erschaffenden Anspruch auf die eigene Deutbarkeit, vielmehr, sie lachen lauthals dar�ber.
      So meinen wir, auf der Suche nach zuzuordnenden �sthetischen Konzeptionen, es mit einer Sorte S�rrealismus zu tun zu haben. Nur hat das, was die Wirksamkeit der Bilder angeht, gar keine Bedeutung. Es nimmt lediglich die M�glichkeit, etwas zu erblicken, was in dieser gesellschaftlichen Vorrechnung Tabu ist. Im Ganzen sich aufzuhalten ist tabu, nichts anderes ist das fiebrig k�rperliche Aus- und Erleben der Metaphysik, des Festes zu Ganzen: Ein Tabu.
      Tragisch: das Blut t�tet den T�ter - es t�tet, es bringt die, durch H�rensagen und Mittel der Erziehung innervierte Vorstellung (Bild) zur Strecke, dass der K�rper nichts zu tun habe mit der Festivit�t: Sprich, mit der verlebenden, durch Taten manifestierenden, flie�enden Metaphysik. Gegen eine solche Konzeption wird in einer Art konzeptionellen Schauprozesses von jedem Zirkel, Lineal, Zentimeter, Farbskala, Tonskala ein Angriff gef�hrt, das Erlebnis vom Dreh der wunderquellenden Metaphysik (s. die Zeichnungen) h�lt sich erst verborgen und quellt dann �ber - rinnt auf uns zu.
      Nur der seine Bewusstheit missversteht, freut sich nicht �ber diese Vereinigung. Er glaubt, was er verliert, sei seine Lebensgrundlage. Jedoch ist es das nicht. Er glaubt, wenn er die M�glichkeiten der Deutbarkeit der Welt verliert (z.B. die Ma�e), verliert er die Welt selbst. Auch das kann man nicht stehen lassen. Die Welt wird selbstverst�ndlich anders sein, tritt das ein, da sie nicht au�en sein wird, nicht einmal innen, sondern sie h�rt auf, in solchen Eigenschaften zu existieren und wird so, mit blo�em Auge betrachtet, als Ganzes das sein, was sie ist, das Unsagbare, was aber ohne Zeit, permanent sich ereignet. Insofern ist sie darstellbar.
      Die Uhr, die lacht, auflacht angesichts ihrer eigenen Reproduzierbarkeit. Diese Zeit ist Illusion, bzw. als Gegensatz dazu, sie tickt ohne Zeit. Die Uhr geht, hat aber nichts zu messen. Das ist die tiefe und paradoxe Grundlage der Dinge, die sich ereignen k�nnen. Der Mechanismus hat nichts zu tun mit der Geschichte, die sowieso nur als der Stock des kollektiven Ged�chtnisses am Tischende als der Schafsrichter des Gastgeber-Stammes eine Rolle spielt. Wir glauben ihm nicht, erinnern wir uns selbst an das XX. Jahrhundert. Denn er ist ein Illusionist, der t�uscht. Er macht uns glauben, mit dem Licht und der Dunkelheit der metaphysischen Elementarit�t unseres Seins nicht genug, unsere Zeitalter sollten wir in unserer Manteltasche mit uns schleppen: Schuldigkeit im Atheismus also. Aber nein. PSR schleppt nichts.
      Er ereignet sich, er, der Zahlreiche, die Existenz, und das ist genug an Zeitalter, an jener unermesslichen Ein-Heit. Was das ist, was da ist: Einganzes.
Da soll der Name der Zeit (Ein-Sein) dabei sein



Taibo Bati 2002

 

 

 

 

 

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